Seychellen – Desroches, Februar 2010

»Ein echtes Anglerparadies für Fliegenfischer und Light-Tackle-Angler!«

Seit einigen Jahren sprachen Martina und ich immer mal wieder über die Möglichkeit, auch einmal auf den Seychellen Urlaub zu machen. Ganz bestimmt zogen auch schon viele andere Meeresangler das in Erwägung und bestaunten, genau wie wir, beim Sammeln von Informationen die beeindruckenden Bilder der Strände und Felsen von La Digue auf Hochglanzbroschüren. Scheinbar wissen im deutschsprachigen Raum nur wenige Angler genaueres über die Seychellen. Das war dann für mich auch der endgültige Auslöser bzw. die zusätzlich Herausforderung, etwas Licht in dieses Dunkel zu bringen! Wir machten uns also im Internet auf die Suche nach einem schönen Hotel mit dem Zusatzangebot „Organisiertes Angeln mit Guides im Haus“. Es dauerte nicht lange und wir hatten „Desroches“ im Visier und dann auch ausgewählt. Nicht nur eine tolle Insel, sondern auch noch ein super Gebiet für Fliegenfischer und Light-Tackle-Angler -also genau das was wir suchten! Auch wollte ich immer einmal einen Bonefish und einen großen Hundezahn Thunfisch fangen – und die gibt es ja bekanntlich dort in Rekordgrößen!? Unsere altbewährte Arbeitsteilung: Martina kümmerte sich ums Drum und Dran und ich um die Angelei.

Am 22. Februar 2010 ging es dann endlich los: Von Frankfurt via Dubai nach Mahé und dann weiter mit einer kleinen zweimotorigen Cessna nach Desroches; diese Inselgruppe wird auch „Outer-Islands“ genannt und liegen zirka 45 Flugminuten von der Hauptstadt Mahé entfernt. Die Insel ist zirka sechs Kilometer lang und ein Kilometer breit. Auf Desroches gibt es ein kleines aber feines Hotel mit zwanzig Gästezimmern und zirka zwanzig, komplett mit Küche, Pool und allem was sonst noch dazugehört ausgestatteten Villen; sie sind jeweils für zirka acht Personen ausgelegt. Die gesamte Reisezeit von Frankfurt bis zu unserer Villa betrug mit allen Zwischenstopps knapp achtzehn Stunden.

Gebucht waren neun Angeltage: Ein Mix aus Fliegenfischen, Schleppangeln, Poppern, Drop-Shot-Angeln und Jigging -also ein ähnliches Programm wie schon auf den Malediven, nur diesmal zusätzlich mit professionellen Skippern, Booten und Fliegenfischer-Guides. Mein „Anglerklassenziel“ diesmal: Einige Snapper, einen schönen Hundezahn Thunfisch und einen Bonefish. Im Gepäck waren zwei Popperruten, eine Jiggingrute und zwei Fliegenruten der Klassen 7 und 10.

Der 1. Tag:

Bei einem Begrüßungsdrink am Abend stellte sich Henk Ferreira vor. Er ist Profiskipper, stammt aus Südafrika und ist für die Planung der Boote zuständig. Sehr schnell fanden wir einen gemeinsamen Nenner bzw. organisierten meine neun Tage durch. Am nächsten Mittag ging es dann für vier Stunden auf die „Dil-e-Cat“: Das Boot ist 27‘ ft lang und bestückt mit zwei 200 PS Yamaha-Motoren. Wir starteten mit klassischem Schleppangeln auf Rifffische. Es begann gleich mit einem Segelfisch-Doppelstrike; einen davon fing ich, fünfzehn Minuten später dann den Zweiten und so nebenbei noch ein paar Bonitos, einen Wahoo und einen schönen Barrakuda. Nach gut einer Stunde stellten wir das Schleppen ein und suchten die Kanalkanten des Riffes mit dem Popper ab. Leider zeigte sich dabei kein einziger Giant Trevally (GT). Anschließend fuhren wir die von Henk gespeicherten Hundezahn-Hotspots mit Jig ab. Außer einigen Snappern und ein paar Jacks kamen keine nennenswerten Fänge. Trotz alledem war ich doch sehr beeindruckt über den Fischreichtum -sozusagen direkt vor meiner „Urlaubshaustür“.

Am 2. Tag

ging es mit der „Dil-e-Cat“ bei flacher See mit 25 Knoten Geschwindigkeit auf eine der Nachbarinseln. Nach zirka eineinhalb Stunden erreichten wir die Insel „St. Joseph“. Wir starteten mit Schleppangeln, bei maximaler Flut wechselten wir dann zum Poppern und abwechselndem Jiggen und Dropshot-Angeln. Am Ende des Tages stand eine breite Palette von Rifffischen auf unserer Fangliste. Auf St. Joseph leben keine Menschen und man begegnet auch nur selten anderen Booten. Der Fischreichtum ist gigantisch -kein Großfischgebiet, aber dafür Light-Tackle-Fische bis zum abwinken!

Am 3. Tag

erkundeten wir Desroches: Mit Fahrrädern und Fliegenruten bewaffnet gings nach dem Frühstück los. Martina suchte Muscheln, ich Bonefish. Naja, was soll ich sagen – Martina fand einen „Sack“ voller wunderschöner Exemplare und ich…? .

Am Nachmittag hatte ich dann wieder die „Dil-e-Cat“ für vier Stunden; wir hatten weniger Glück. Beim Schleppfischen mischten sich leider die Haie ein und wir konnten, wenn überhaupt, nur noch die Köpfe unserer Fische ins Boot ziehen. Beim Jiggen kamen unsere Köder noch nicht einmal bis zum Grund – auch hier waren die Haie schneller! Mit viel Mühe und Glück konnten wir dann doch noch einige Snapper heil ins Boot bekommen.

Der 4. Tag

stand ganz im Zeichen des Fliegenfischens. Das Hotel bietet drei professionelle Flat-Guides zum Fliegenfischen an. Heute kann ich hier mit ruhigem Gewissen jeden der Drei weiter empfehlen – auch menschlich sind die Drei super in Ordnung (Jim Welch, USA / Ramiro Badessich, Argentinien / Llewellyn Claven, Südafrika).

Jim war mein Fly-Fishing-Guide. Die Wetterbedingungen waren am Vormittag alles andere als fliegenfischerfreundlich: Bewölkter Himmel, Wind und Regen. Trotz alledem fing ich am Vormittag meine ersten beiden Bonefische! Auch sahen wir zwei Permits im Turtle-Gras nach Muscheln wühlen. Nach einem perfekten Wurf genau vor die Permits kam dann auch der Strike. Ein guter Run bis weit ins Backing – ein Wahnsinn! Doch am Ende stellte sich der erhoffte Permit als ein Yellow Lip Emperor vor.

Für den Nachmittag wechselten wir den Platz und auch die Bedingungen wurden besser: Kaum noch Wind und reichlich Sonnenschein. Wir fingen zwei weitere Bonefische und beobachteten erneut einige gute Permits – leider blieb ein Biss aus. Beeindruckend waren für mich die zahlreichen Haie, die unseren Streamer bis vor unsere Füße folgten. Meist trafen wir auf Schwarzspitzen-und Zitronenhaie bis zirka drei Meter Länge! In einer Situation schwammen zwei Bonefische auf uns zu; ein Zitronenhai raste herbei und packte sich keine fünf Meter vor uns einen der beiden zum Dinner.

Am 5. Tag

war wieder für einen halben Tag Riffangeln vor unserer Hotelinsel angesagt. Wir fingen am Nachmittag wieder die ganze Palette – nur der erhoffte Hundezahn Thunfisch blieb immer noch verborgen.

Für den 6. Tag

stand Fliegenfischen auf der Insel Poivre auf dem Programm; dort leben nur vier Menschen. Bei optimalen Bedingungen fanden wir gleich am Morgen einige Permits in den Flats. Leider begeisterte sich kein Fisch für unsere Köder. Wir liefen zirka acht Kilometer entlang des Riffs und trafen dabei auch immer wieder auf jagende Haie. Auch einen großen Barrakuda beobachteten wir beim Jagen in nur knietiefem Wasser! Dann trafen wir endlich auf einen riesigen Schwarm Bonefische. Jim schätze die Anzahl auf 1500 bis 2000 Fische! Das wurde dann für mich eine Bonefish-Sternstunde bzw. jeder Wurf ein Treffer! Nach dem achten Bone hörten wir aber auf und suchten weiter die Riffkante nach Permits und GT’s ab. Am Nachmittag sahen wir erneut Permits und fingen noch einen weiteren Bonefish. An diesem Tag hätten wir sicherlich mindestens fünfzig Bones fangen können, aber ehrlich gesagt, war das ein Fischen wie im Aquarium und somit für mich eher „ein Training für den ungeübten Fliegenfischer“. Wesentlich spannender ist das Suchen und Anwerfen einzelner Fische.

Auch der 7.Tag

stand ganz im Zeichen des Fliegenfischens -dieser Tag sollte sich zum absoluten Highlight meiner Reise werden! Wir fuhren erneut zum St. Joseph´s Riff. Gleich in der Früh fingen wir einen kleinen Schwarzspitzenhai und einen für die Fliegenrute recht ordentlichen Zitronenhai. Haie sind nicht einfach an die Fliege zu bekommen. Auch nehmen sie fast nur die Farbtöne: Rot/Schwarz/Gelb. Zwischendurch landeten wir auch ein paar schöne Bonefische. Am Nachmittag wollten wir dann endlich einen GT am Riff fangen. GT’s mit dem Streamer zu fangen ist extrem schwierig! Sie sind leider meist sehr schnell unterwegs und kommen dabei nur selten in Wurfweite.

Nach etwa einer Stunde entdeckten wir, keine zwanzig Meter vor uns, ein schönes Exemplar, das schnell direkt auf uns zuschwamm. Der GT erschreckte sich als er uns sah, ähnlich wie wir, und verschwand mit einem mächtigen Schwall. Nach einer weiteren Stunde kam dann ein zwei Meter Ammenhai, ungefähr fünfzehn Meter parallel zu uns langsam vorbei. Mit dem Hai schwammen auch acht bis zehn mittelgroße Bluefin Trevallys und da war ja noch ein mächtiger schwarzer Schatten. Ich konnte meinen Streamer bereits beim ersten Wurf mitten in den Schwarm setzen; jetzt brach das Chaos aus: Alle Fische schnappten nach dem Köder; plötzlich krachte der schwarze Schatten mit einem riesen Schwall dazwischen und schnappte sich meinen Köder. Jim und ich konnten es nicht glauben – in der Regel sind nämlich die kleinen Bluefins viel schneller. Der große GT brauchte ein paar Sekunden um richtig zu realisieren, dass er am Haken hing – schließlich ist er der Big Boss im Flat!

Dann startete er aber voll durch: Ein langer Run bis weit ins Backing und dabei noch hinaus auf die offene See! Nach gut zwanzig Minuten konnten wir den Fisch endlich landen! Bekleidet mit unseren Jubelschreien fotografierten wir ihn und ließen ihn wieder wohlbehalten frei -da soll noch jemand behaupten, dass man mit einem Streamer nur „Kleinzeug“ fangen kann.

Später sahen wir noch ein paar Permits, die aber leider nie in Wurfweite kamen. Auch kam die Flut und das Wasser wurde immer milchiger; die Haie kamen dadurch jetzt beängstigend nahe an uns ran und dazu wurden es auch immer mehr und auch größere Exemplare waren dabei! Bei teilweise brusttiefem Wasser war es uns dann zu gruselig und wir entschlossen, den erfolgreichen und außergewöhnlich schönen Tag vorzeitig zu beenden.

Der 8. Tag

war unsere letzte Gelegenheit einen Hundezahn Thunfisch zu erbeuten. Henk und ich jiggten uns am Nachmittag vier geschlagene Stunden die Arme lang – außer einigen Snappern kam leider nichts mehr.

Der 9. und letzte Angeltag

Irgendwo im Indischen Ozean tobte in der Nacht ein Tropensturm und wir bekamen jetzt die Ausläufer zu spüren. Wir entschlossen uns, trotzdem nach Poivre zum Fliegenfischen zu fahren. Wind, Regen und bedeckter Himmel waren aber keine guten Bedingungen. Am Morgen fingen wir fünf Bonefish und sahen am Riff auch ein paar Drückerfische, die sich aber nicht überlisten ließen. Nach einem Mittagessen im Boot wechselten wir den Platz und machten noch mal ein paar Kilometer an der Riffkante, um nach Permits zu suchen. Wir sahen bestimmt an die dreißig Stück – zum Teil kapitale Fische, aber leider ohne Erfolg. Auch blies uns der „Hauptfeind des Fliegenfischers“ ständig mit voller Kraft ins Gesicht. Am letzten Spot fingen wir noch einen schönen Bonefish und wir beendeten den Trip.

Resümee:

Die Seychellen gehören nach meinem Dafürhalten nicht zu den Großfisch-Hot-Spots; sie sind aber ein weltklasse Fliegenfischer-und Light-Tackle-Angelrevier! Gerade diese Vielfalt der Fischarten hatte auf mich einen besonderen Reiz: Ob Jiggen, Schleppen, Poppern, Dropshot oder Fliegenfischen, in jeder dieser Disziplinen fängt man Fische – Anglerherz was willst Du mehr?

Mich persönlich hat das Salzwasser-Fliegenfischen erneut in den Bann gezogen: Diese aktive Jagd nach dem Fisch, die Technik des Werfens und vor allem das Auge, die Fische überhaupt zu finden und zu erkennen, machte mich glücklich! Auch fühlte ich mich im Einklang mit der Natur und entdeckte jeden Tag etwas Neues. Egal ob es riesige Rochenschulen, Seeschildkröten, Haie, Muränen oder Kleinfische sind – das Angeln in den Flats und am Riff verzaubert. Sekündlich kann etwas Unerwartetes passieren – immer spannend und auch durchsetzt mit magischen Momenten! Auch das Zusammentreffen mit Jim, Henk und den anderen Guides war für mich sehr hilfreich und lehrreich. Die Jungs kennen ihr Revier wie ihre Westentasche und wollen immer und überall unbedingt fangen! Das Leuchten in ihren Augen und die Leidenschaft sind förmlich spürbar, ja sogar schon ansteckend.

Aprospos „Leuchten in den Augen“: Auf Desroches werden dem Gast (fast) alle Wünsche von den Augen abgelesen – das sind noch echte und ehrliche Dienstleister mit wahrer Freude an ihrer Arbeit. Meines Erachtens der aktuelle Geheimtipp für Fliegenfischer und Light-Tackle-Angler! Mehr Infos unter: www.desroches-island.com.

Vorsicht – Salzwasserfliegenfischen kann süchtig machen!!

Stephan Kreupl im März 2010