Malediven Dezember 2010

2007 und 2009 verliefen unserer Maledivenurlaube zu unserer vollsten Zufriedenheit; dazu war das Wetter meist durchgehend schön und die See zum Angeln ideal. Auch überstiegen die Fangerfolge in jedem Urlaub meine Erwartungen. Warum also sollte das in unserem Urlaubsparadies Malediven in 2010 einmal anders laufen?

Am 01. Dezember war es dann endlich wieder soweit: Mit Emirates ging es für zwei Wochen ins Hotel Kanuhura auf dem Lhaviyani Atoll. Was Martina und ich dann dort erlebten bezeichnen die Einen: „Musste ja mal so kommen“; andere: „Falsche bzw. zu riskante Terminwahl“; oder ich einfach nur: „Diesmal leider halt mal blöd gelaufen.“ Bereits in Frankfurt begann das Wetter uns böse Streiche zu spielen: Schneechaos zum und auf dem Flughafen; nach anfänglicher Startungewissheit ging es nach langer Wartezeit und Stress dann doch noch Richtung Malediven. Im Landeanflug kam dann die übliche örtliche Wettermeldung des Kapitäns: „Leider bringen die Ausläufer eines Tropensturms Wind und Regen….“. Für uns klang das wie: „Unser Schnee wird zu Regen und Wind“, als leidende Romantiker für uns so etwas wie: „Die Vertreibung aus dem Paradies“ und für mich noch obenauf: „Eine große Anglerdepression im Anmarsch“.

Endlich am Ziel angekommen pfiff uns ein Starkwind um die Ohren und ein tropischer Regenschauer jagte den anderen – letztendlich dann noch schlimmer als wir es uns im Flugzeug vorstellten. Mein erster Angeltag fiel entsprechend ins Wasser.

2. Angeltag: Kein Dhony war weit und breit in Sicht. Also was tun? Auf der Hotelinsel gibt es eine Möglichkeit zum Fliegenfischen: Der italienische Angelguide Mario Tagliante bietet mit seinen Booten Ausflüge in den Flats und an das Riff an. Des schlechten Wetters wegen ging ich mit ihm aber nur mit der Fliegenrute am Ufer einer unbewohnten Insel auf die Pirsch. Aber auch hier war das Wasser aufgewühlt bzw. trüb, dazu kam schlechte Sicht und Regen ohne Ende: Trotzdem hakte ich einen Blackfin Shark von zirka 150 cm, der aber leider das Vorfach nach kurzem Drill durchbiss. Danach fing ich noch einen kleinen Jack; das war es dann auch.

3. Angeltag: Das Wetter verschlechtert sich zunehmend; das Angeln vom Dhony aus am Außenriff rückte somit in weite Ferne. Dazu wurde mehr Wind und noch mehr Regen angekündigt. Die einzige Alternative die mir blieb: Fliegenfischen bei Wind und Wellen im Innenteil des Atolls. Dazu mussten wir aber zuerst eineinhalb Stunden mit Marios Speedboot durch die See des Innenatolls brettern. Dann trotz idealem Platz null Fangerfolg; aber zumindest sah ich drei große, aber leider extrem scheue, kapitale Bonefische zwischen 10 und 15 Pfund.

Im Windschatten der Insel konnten wir bei der Rückfahrt kurzzeitig dann doch noch an drei Plätzen jiggen, der Fangerfolg: Ein Barrakuda und ein kleiner Snapper. Am Abend ist das Wasser leider immer noch sehr milchig und die See extrem rau. Nach kurzer Dusche im Hotel ging ich dann mit der Fliegenrute bei Lowtide ans Außenriff und angelte dort noch eine gute Stunde bis es dunkel wurde. Drei GT Strikes bekam ich: Der Erste sprengte das Vorfach; der Zweite schlitzte aus und den Dritten mit zirka 12 Pfund fing ich; ein solch schöner Fisch mit einer 9er Fliegenrute ist ein echtes Erlebnis! Leider nahm ich wegen des extrem starken Regens keine Kamera mit. Am Abend kam dann die Meldung von meinem Dhony-Skipper: „Morgen Angeln möglich!“

4. Angeltag: Laut Wetterbericht hatte sich der Tropensturm in zwei Wirbel aufgeteilt und sollte nach Süden driften – die Malediven liegen genau dazwischen – super!? Am Morgen starten wir trotzdem; mussten aber leider nach vier Stunden abbrechen. Die See war zu rau geworden. Bei der Kurzausfahrt fingen wir trotzdem einen Wahoo und hatten einen kurzen Segelfischkontakt. Kurz vorm Außenriff popperte ich noch eine halbe Stunde und hatte tatsächlich noch zwei Nachläufer: dabei ein großer GT, der aber nicht anbiss.

Mein 5. Angeltag fiel erneut ins Wasser. Das Wetter hatte sich mittlerweile katastrophal verschlechter und das Wasser war jetzt auch noch vom vielen aufgewühlten Sand milchig eingetrübt. Die Wettervorhersage brachte dann etwas Hoffnung: „Nach drei bis vier Tagen sollte es besser werden.”

Am Nachmittag ging ich trotzdem mit Mario für zirka drei Stunden zum Fliegenfischen in die Flats. Bei null Sicht und heftigsten Wind warf ich “blind“ gute Bonefish-Plätze an. Bekam auch tatsächlich einen Biss; nach kurzem Drill war aber das Vorfach durch – musste wohl ein Barrakuda gewesen sein!?

Dann fischten wir weiter „blind“ am Riff mit Popperstreamern; plötzlich kam ein Monster-GT (+70 lb) und schnappte im knietiefen und trüben Wasser keine zehn Meter vor mir zweimal nach meinem Köder – leider verfehlte er ihn. Dann sah er mich und verschwand blitzschnell in nur einen halben Meter Wassertiefe zwischen Korallenstöcken hindurch auf nimmer Wiedersehen. Drei Würfe später an der gleichen Stelle kam erneut wie aus dem Nichts ein Lemon Shark mit zirka zwei Meter Länge und packte meinen Köder; mein Backing pfiff ewig weit von der Rolle – dann plötzlich ausgeschlitzt. Mario verlor dann auch noch einen zirka 20 lb Bluefin Trevally in den Korallenstöcken – das war Bad Luck auf ganzer Linie.

Trotzdem gefällt mir das Salzwasser-Fliegenfischen von Urlaub zu Urlaub immer besser; immer Abwechslung, Bewegung und auch kein Motorgeräusche und Dieselgestank! Dazu fordert das Beobachten und Werfen einen zu hundert Prozent und das Ganze ist auch noch extrem spannend! Als Angler, der die Flats nicht kennt, glaubt man gar nicht, was da so alles rumschwimmt und plötzlich auftaucht.

Am 6. Angeltag bekam ich dann gleich in der Früh meinen dritten Tiefschlag: Trotz Vorsichtsmaßnahmen drang scheinbar Feuchtigkeit in meine Kamera und sie funktionierte nicht mehr – bei so viel Regen und der hohen Luftfeuchtigkeit wohl kein Wunder!? Ich versuchte dann mein Glück im Windschatten der Insel: Fing sieben kleine Grouper, einen kleinen Snapper und vier von sechs mittlere Bluefin Trevallies; dann kamen auch noch zwei gute GT-Bisse. Leider blieben beide nicht hängen. Alle Fische bissen an diesem Tag sehr vorsichtig. Zum Abschluss bekam ich dann auch noch einen Blacktip Shark mit zirka 130 cm auf den Streamer und der blieb dann auch nicht hängen.

Trotzdem gefällt mir das Salzwasser-Fliegenfischen von Urlaub zu Urlaub immer besser; immer Abwechslung, Bewegung und auch kein Motorgeräusche und Dieselgestank! Dazu fordert das Beobachten und Werfen einen zu hundert Prozent und das Ganze ist auch noch extrem spannend! Als Angler, der die Flats nicht kennt, glaubt man gar nicht, was da so alles rumschwimmt und plötzlich auftaucht.

7. Angeltag: Das Angeln vor dem Riff vom Dhony aus war immer noch nicht möglich. Ich machte mich dann wieder alleine mit der Fliegenrute auf den Weg. Zuerst befischte ich verschiedene Lagunen; nach der High Tide versuchte ich mein Glück am Außenriff. Große Wellen brachen sich dort und ich konnte darin beim ersten Blick einen großen Bluefin Trevally beim Jagen erkennen. Ein gezielter Wurf und er packte auch schon zu; nach zirka zehn Minuten Drill verlor ich dann leider beim letzten Run den Kontakt – merde. Was war passiert: der Knoten am Streamer war aufgegangen … Tipp an dieser Stelle für Angler die gerne mit Fluorcarbon fischen – prüft genau Eure Knoten/Verbindungen. Das Material lässt sich leider nicht so einfach wie normales Mono verarbeiten und verzeiht keine Nachlässigkeiten!

Dann sah ich plötzlich eine Bewegung an der Wasseroberfläche; war mir aber nicht ganz sicher ob es ein Fisch war. Sofort den Popperstreamer raus gefeuert, drei kurze Züge mit der linken Hand und eine Monster-GT attackiert meinen Minipopper; spuckte ihn aber sofort wieder aus. Der Biss kam plötzlich und heftig wie ein Marlinstrike – der absolute Wahnsinn und dazu auf einen fingerlangen Köder! Dann kam noch ein Garfisch und der blieb auch hängen – das war es dann auch. Heute regnete es zumindest den ganzen Tag nicht; aber der Wind blies leider noch recht ordentlich und dazu das immer noch stark eingetrübte und aufgewühlte Wasser.

8. Angeltag: Schon in der Früh brauchbare Wetterbedingungen, am Mittag dann konnten wir endlich für sechs Stunden mit dem Dhony raus. Beim Schleppen fingen wir nur einen kleinen Yellowfin Tuna; aber das Popperangeln lief sehr gut: Acht GT’s, davon vier Kleinere, drei Mittlere und einen Ordentlichen. Trotzdem bissen alle Fische noch sehr vorsichtig.

Der Strike des Großen war sensationell: Er attackierte zweimal hintereinander mit einem Supersplash den Köder um dann mit einen Run über das Riff, durch die Korallenstöcke in der dahinter liegenden Lagune zu verschwinden. Bei so vielen Hindernissen hätte ich nie gedacht ihn dann doch noch zu fangen – war wohl das Glück des Tüchtigen!? Bei dieser Ausfahrt sahen wir leider nur einen Segelfisch – der schien aber nicht hungrig gewesen zu sein. Auf See trafen wir Kai Jendrusch und seine Angelkameraden; wir vertäuten unsere Dhonys längsseits und tauschten unsere Erlebnisse und Erfahrungen aus. Auch bei den Jungs lief es die letzten Tage recht zäh. Sie fingen aber zu Anfang im Süden einige schöne Segelfische. Wir verabschiedeten uns, wünschten uns das Beste und sie verschwanden am Horizont in Richtung Nachbaratoll um bessere Strömungen und Fangplätzen zu finden.

9. Angeltag: Das Wetter stabilisierte sich; das Wasser war allerdings immer noch durch den Sturm sehr aufgewühlt. Gleich zu Anfang zeigten zwei Segelfische Interesse an meinen Ködern; leider fehlte ihnen aber scheinbar immer noch der rechte Appetit. Dann kam auch noch ein großer GT vorbei, der aber auch meinen Popper verschmähte. Zwei Wahoos und einen Barrakuda fingen wir dann doch noch.

10. Angeltag: Erneut hatten wir drei Segelfische hinter dem Boot, die Bisse blieben aber aus. Beim Poppern – bei zirka 300 weiten Würfen ! – hatte ich dann endlich zwei Monster-GT-Bisse – einer blieb hängen. Es war ein super Fisch und ein heftiger Drill. Auch dieser Fisch ging nach dem Biss über das Riff in die Lagune und kam wieder zurück – erneut riesen Dusel! Auch riss er mich beim Biss beinahe über Board – wahnsinns Viecher diese GTs!

11. Angeltag, Fliegenfischen mit Mario war heute angesagt. Bei idealen Bedingungen postierte ich mich bei ablaufendem Wasser im hüfttiefen Wasser zwischen zwei kleinen Inselvorsprüngen; dabei zogen zwar viele, teilweise große Fische an mir vorüber, die aber leider nicht beißen wollten. Dann am Nachmittag, nachdem ich einen Bonfish in den Korallenstöcken verloren hatte, fing ich endlich einen Bonefish – großer Jubel: das war mein erster Malediven Bonefish!

Der 12. Angeltag war auch mein Letzter auf dem Dhony. Am Vormittag tuckerten wir leider nur im trüben Wasser rum bzw. wir fanden kein blaues Wasser. Plötzlich hatten wir dann trotzdem einen Segelfisch hinter dem Boot und nach langem Hin und Her bekam ich ihn dann endlich an den Haken; ein langer Run folgte, dann kein Kontakt mehr. Was war passiert? Ein Wahoo hatte doch tatsächlich beim Run des Segelfisches den Wirbel attackiert und das Vorfach durchgebissen. Beim Popperfischen bekam ich nur einen Biss eines schönen GT’s.

Gegen 15.00 unmittelbar vor unserer Hotelinsel fanden wir dann endlich blaues Wasser und bekamen auch sofort vier Segelfische hinter das Boot. Strike! Wir fingen den Ersten; drehten dann noch mal eine Runde und fingen den Zweiten. Am Ende unseres Urlaubes kamen der Wasser- und Wetterwechsel und auch mein Angelglück zurück!?

Martina wartete schon am Steg auf mich. Ich konnte es mir aber nicht verkneifen noch mal eine halbe Stunde mit der Fliegenrute auf Bonefish zu angeln und wurde dann doch zum Abschluss auch hier mit zwei schönen Fischen belohnt; zusätzlich konnte Martina die Drills auch noch filmen!

Resümee:

Diesmal hatten wir extremes Pech mit dem Wetter: Viel Wind, Regen und trübes Wasser waren keine guten Voraussetzungen. Als sich das Wetter stabilisierte, drehte der Wind von West nach Ost und zu allem Übel kam dadurch die trübe Strömung noch mal zurück – das bedeutete doppeltes Pech für mich. Nach Rücksprache mit einigen Maledivenfischern gilt der Dezember tatsächlich noch als „kritischer Monat“, da zu dieser Zeit der Wind einmal komplett für die Sommersaison von West nach Ost dreht. Zirka zwei Wochen nach diesem Wetterphänomen drücken dann Wind, Strömung und Wellen die Fische an die Ostseite des Atolls und das bedeutet dann in der Regel auch beste Bedingungen zum Angeln.

Mario Tagliante bietet eine wunderschöne, professionell ausgerüstet Bertramjacht zum Offshore-Angeln an und hat sich seit kurzem noch ein Boston-Wheeler Mittelkonsolenboot zum Fliegenfischen und Poppern angeschafft. Er ist ein leidenschaftlicher Fliegenfischer und begeisterter Hochseeangler mit großem Herz und einer guten Seele! Seine Kontaktdaten mario@thetags-sportfishing.com bzw. www.thetags-sportfishing.com

Stephan Kreupl im Dezember 2010