Die Malediven – ein Angelparadies auf Erden!

»Light-Tackle und Poppern in traumhaften Atollen«

Pünktlich mit dem Condorflug Frankfurt-Male angekommen, geht es gleich mit einem Wasserflugzeug weiter zum Lhaviyani-Atoll. Gebucht ist das „Palm Beach Ressort & Spa“. Das 4-Sterne-Hotel liegt auf einer ca. 2 km langen Insel, umgeben von einer tropischen Gartenlandschaft – tatsächlich so, wie wir uns ein Maledivenatoll von Deutschland aus vorstellten! Das „Palm Beach Ressort“ wird überwiegend von Tauchern besucht, bietet neben einem Tennis- und Fußballplatz auf Kunstrasen ein Fitnesscenter und noch viele andere Sportmöglichkeiten. Das zum Hotel gehörende Spa verwöhnt die Gäste mit ausgezeichneten Massagen, einem Dampfbad, Sauna mit allem erdenklichen Komfort – das Richtige für eine gestresste Seele wie mich. Kulinarisch gibt es auch nichts zu bemängeln. Einzig gewöhnungsbedürftig für Martina und mich sind die späten Öffnungszeiten des Restaurants und Frühstücksraumes.

Das Angeln:

Vorab möchte ich mich bei Joachim Volz bedanken; er gab mir viele gute Gerätetipps und auch vieles von seiner großen Maledivenerfahrung in einigen stundenlangen Telefonaten weiter; Danke auch für das Kartenmaterial an Jürgen Oeder! Im Angelgepäck hatte ich je eine 20er, 30er und 50er Schlepprute, 2 Popperruten und eine Fliegenrute. Dazu noch ein Dutzend Popper, 5 Jigs, einige kleinere Lures und 3 Bonitas. Meine Zielfische waren die Trevalies und andere Riffbeißer – das heisst: werfen bis die Arme schmerzen und drillen bis die Rolle glüht. Meine Strategie und Angeltaktik: Schleppangeln von einem Popper-Waypoint zum Nächsten; aber erstens kommt es (beim Angeln immer) anders und zweitens als man denkt.

1. Angeltag:

Pünktlich um 7.00 Uhr (Palm Beach Zeit) warte ich mit kompletter Bewaffnung am Steg. Von der gebuchten „Hibaru I“ ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Das fängt ja gut an. Gegen 8.00 Uhr Ortszeit kommt dann die „Kandi Hibaru“, ein 75 Fuß langes Boot (bemessen für 14 Gäste), um die Ecke gedampft. Es stellt sich heraus, dass die „Hibaru I“ noch auf dem Trockendock vor Male liegt und auch noch die nächsten 5 Tage ausfällt; soll heißen: Ich angele die nächsten Tage auf einem 25 Meterboot alleine! Zeitgleich mit dieser Erkenntnis kommt dann noch ein einstündiger, sinnflutartiger Regen auf – unser Start verzögert sich um eine weitere Stunde. Kurz nach 9.00 Uhr kommt dann endlich das Beiboot der „Kandi Hibaru“ zum Steg und bringt mich an Bord. Nach kurzer Begrüßung mit leicht angeschwollenen Halsschlagadern meinerseits, geht es dann endlich los. Wie sich später herausstellte, scheinen die Jungs Ihre Zeiten der jeweiligen Inseln anzupassen. Am nächsten Tag trotz Absprache das gleiche Problem; Tags darauf klappte es – ich hatte heimlich alle Borduhren umgestellt.

Nach 10minütiger Fahrtzeit laufen die drei Schleppköder; weitere 10 Minuten später kommt der erste Strike auf der 50er und „Williamson-Live-Ballyhoo-Combo“ und vorgeschaltetem Teaserbird; ich fange einen schönen Maledivensegelfisch.

Nach kurzem Fotoshooting lassen wir den Fisch wieder frei. Weiter draußen finden wir dann einen großen Schwarm jagender Tune zwischen 50 und 100 lbs. Ein Anblick, den ich so noch nicht oft in dieser Form und Größe gesehen habe. Überall springen Thunfische den Köderfischen hinterher. Ich stehe im Bug und warte auf die passende Gelegenheit einen der Tune mit dem Popper anzuwerfen – keine leichtes Unterfangen; dreimal wird der Popper kurz gepackt, allerdings sofort wieder losgelassen; dann ist der Zauber leider von einem Moment auf den Andern vorbei. Wir fahren zurück ans Riff und bringen unsere Schleppköder wieder aus. Mit einem Auge immer am Riff, hoffe ich auf geeignete Popper-Waypoints. So zu Angeln ist sehr stressig, anstrengend, zeitaufwendig und dazu noch ohne ordentliche Crew: Schleppgerät, Popperruten raus… – keine Erholung, aber letztendlich (scheinbar) doch sehr erfolgversprechend!? Beim Poppern geht leider gar nichts – die See ist spiegelglatt und selbst am Riff gibt es nur wenig Strömung und Wellen. Dazwischen jedoch aber immer wieder Segelfische: 5 Strikes, 3 gefangen – alles schöne große Fische!

Nach dem zweiten Fisch kommt mir die Idee, beim Nächsten ins angehängte Dinghy umzusteigen und in dieser Nusschale den Drill zu wagen. Im Rückblick: Meinesterachtens vom Nervenkitzel und Kick her nicht mehr zu überbieten – ich war immer auf Augenhöhe, konnte auch direkt am Fisch bleiben und wurde sogar zeitweise mitgezogen. Auch das Freilassen und Fotografieren ist viel schonender für den Fisch – einfach mal (natürlich nur bei ruhiger See) ausprobieren!

2. Tag:

Bei ruhiger See kommt Martina mit, mein Glücksbringer diesmal nicht nur mit Fernwirkung sondern direkt am Fisch; das muss ein Supertag werden! Auch heute kein Wind und wenig Wellen; beim Poppern nur einige Nachläufer, allerdings keinen einzigen Biss. Dafür sind aber sehr viele Segelfische da: Drei von neun Fische lande ich wiederum vom Beiboot. Gegen Abend fangen wir noch einen Wahoo, einen Dorado und einen Rainbowrunner. Zwischendurch beim Jigging beißt ein kleiner Snapper – die richtige Beute fürs Crew-Dinner.

3. Tag:

Heute geht es pünktlich vom Hotelsteg aus zur Westseite der Inseln: Waypoints abpoppern, immer auch in der Hoffung mehr Wind und Wellen zu finden. Leider finden wir auch auf dieser Seite keine idealen Bedingungen. Beim Poppern gibt es wiederum nur wenige Nachläufer und leider nur zwei halbherzige Strikes. Beim Jigging und Trolling fangen wir: Einen kleinen Trevally, zwischendrin einen schönen Segelfische, drei Wahoos, zwei Rainbowrunner und einen kleinen Hundezahnthunfisch mit ungefähr 15 lbs – alle gehen auf Bonitas.

4. Tag:

Erneut kein Wind und die See ist spiegelglatt. Vereinzelt können wir entfernt Thunfische springen sehen. Vollgas und schnell hin – leider kommen wir nicht ein einziges Mal in Wurfweite. Die nächsten vier Stunden schleppen wir dann durchgehend auf Segelfisch: 5 Fische bei 10 Strikes werden es; sozusagen nebenbei fangen wir noch 3 Wahoos, 2 Bonitos; leider gehen auch fünf Köder durch das Überbeißen der Sail-Kombiköder durch Wahoos und Barracudas verloren. Den Rest des Tages versuchen wir es mit einem Bonito auf Marlin, leider ohne Fischkontakt. Im Kanal vor unserem Hotel kann ich dann doch noch den ersten kleinen GT poppern; ein weiteres mittelgroßes Exemplar schlitzt leider beim Drill aus.

5. und letzter Angeltag auf der Kandi Hibaru:

Erneut null Wind und nur mickrige Wellen, von 7.00 bis 10.00 Uhr versuchen wir uns wieder auf Segelfisch; fangen 4:10, bei einem Doppelstrike! Das Poppern auf der Ostseite unserer Insel bringt zwei kleinere GT’s und einige Nachläufer. Der Popperfrust läst uns (gegen den Rat von Joachim Volz) auch die Tildas abwerfen – auch dort gibt es scheinbar nichts zu holen. 3 Sails nehmen wir für das Dorf der Crew am heutigen Tag mit. Alle Anderen wurden released.

6. Tag:

Die gebuchte „Hibaru I“ kam leider wieder nicht – technische Probleme. Martina und ich nutzten den Tag für eine Schnorchel-/Tauchsafari.

Gegen Abend fahre ich dann noch mit dem Hotelangelboot 4 Stunden raus: Die Thune sind wider da, beißen aber nicht – weder auf Popper noch auf Slider oder sonstige Köder. 3 Wahoos und 2 Skipjacks fangen wir. Drei Segelfische blieben leider nicht richtig hängen. Beim Poppern außer einige Nachläufer keinen Biss. Zusätzlich passen wir einen Augenblick nicht auf: ein riesiger Schwarm kleiner, springender Barrakudas quert die Leinen – drei Köder gehen verloren. Jetzt sind mir fast alle Sailköder ausgegangen; auch muss ich wieder einmal einige Meter Leine kappen, wie fast nach jedem Angeltag – eine riesige Materialschlacht.

7. Tag:

In weiser Voraussicht buchte ich gestern nochmal das Hotelboot – die „Hibaru I“ kommt wieder nicht. Nach einer Stunde müssen wir zurück zum Hotel: Popper, Harness und Frühstück liegen noch im Bootshaus – suuuper! Auch an diesem Tag fast kein Wind und wenig Wellen. Bei unserer Strategie: Schleppangeln und Poppern fangen wir 3 von 8 Segelfischen, dazu 9 Wahoos und einen Rainbowrunner.

Ein paar Wahoos übergeben wir kurz vor dem Riff einem benachbarten Dorf – die Freude ist riesengroß!

Beim Poppern wird das heute mein Pechtag: 4 Bisse, aber keiner bleibt hängen. Ein größeres Exemplar (um die 25 kg) schlitzt nach 10 Minuten aus. An diesem Tag überschlage ich mal meine Würfe um 60 – 70 Meter oder meiner Wurfphilosophie: „long cast – big fish“ entsprechend: Bei ca. 350 Würfen habe ich nur 4 halbherzige GT-Bisse

8. Angeltag und 1. Tag auf der Hibaru I:

Auf der Fahrt zum Noonu-Atoll fange ich einen Segelfisch. Am Noonu-Atoll kommt außer einigen Nachläufern leider kein einziger Biss. Zurück am Lhaviyani-Atoll fangen wir dann doch noch einen kleinen Bluefin-Trevally und einen Rainbowrunner. Recht magere Ausbeute heute?

9. Tag:

Der Wind kommt, die Strömung und die Wellen werden stärker. Beim Popperfischen am Außenriff unseres Atolls läuft es dann doch noch besser: Wir fangen 6 kleinere und 2 größere, hart erkämpfte GT’s, „nebenbei“ auch noch 2 Segelfische, 1 Wahoo und 1 Barracuda.

Dieser Tag ist mein Geburtstag – ein tolles Geschenk, dass wir am Abend bei einem Candlelightdinner mit einer guten Flasche Wein begießen.

10. Tag:

Die Bedingungen sind ähnlich wie tags zuvor – fast alle Waypoints bringen Fische. Wir fangen 7 kleinere und 2 größere GT´s. Ein richtig großer Black GT (über 50 kg) greift im Sprung in der rollenden Welle den Popper an – leider verfehlt er ihn. Das war übrigens das einzige (geschätzte) Exemplar in dieser Größe. Als „Beifang“ überlisten wir (so nebenbei) einen Segelfisch, einen kleinen Grouper und einen Barrakuda.

11. Tag:

Am Vorabend zeichnete sich schon sehr schlechtes Wetter ab; jetzt haben wir Windstärken zwischen 8 und 10 aus Ost. An diesem Tag versuchten wir im Windschatten auf der Westseite des Atolls zu angeln; leider ist das Angeln auch dort (fast) unmöglich. Trotz der widrigen Umstände haben wir beim Poppern 4 Attacken, wobei die Fische die Köder leider immer verfehlen. Ein Exemplar um die 50 lbs sprintet bei Wind und Wellen unter dem Boot durch und reißt ab. Die Bedingungen sind heute zu schlecht. Bei der vorzeitigen Heimfahrt fangen wir trotzdem noch eine Goldmakrele, einen Grouper und einen Skipjack.

12. Tag:

Die See scheint sich wieder beruhigt zu haben; auf den ersten Blick sieht alles super aus; Strömung und große Wellen am Riff, leider ist das Wasser noch vom Sturm des Vortages leicht angetrübt; beim Poppern geht, wie erwartet gar nichts.
Wir wechseln auf die Innenseite des Atolls und wollen in den Flats Bonefische mit der Fliege auf die Schuppen legen. Nach drei Kilometer Fußmarsch unter sengender Sonne, finden wir dann endlich einen Weg durch den „Dschungel“.

Es scheint mir, dass wir hier Neuland betreten. Einfach umwerfend: Kleine Haie patrollieren direkt hier im knöcheltiefen Wasser. Hunderte von Stachelrochen (Durchmesser zwischen 30 cm und 2 Metern) wuseln hier herum. Es dauerte nicht lange und ich sichte den ersten Bonefish; beim Anwurf mit der Fliege kommt dann ein kleiner Bluefin Trevally dem Bonefish zuvor. Danach ist der Bonefish leider weg. Ich versuche es jetzt direkt vorm Riff mit leichtem Poppergerät in der Brandung. Gleich nach dem zweiten Wurf kann ich den ersten kleinen GT landen. 2 Weitere folgten. Plötzlich wird mein Guide nervös; er entdeckt mitten im Flat einen ungefähr 30 kg GT; leider ist der beißfaul und schwimmt, eine große Bugwelle vor sich herschiebend davon.

Auf dem Weg zurück zum Boot finden wir noch einen im Gebüsch hängenden ca. 3 Meter großen verendeten Kalamar über den sich die Grabben hermachten.

Bei der Rückfahrt, stoppen wir kurz – nach 10 Minuten Jiggen fangen wir zwei Snapper für das Crew-Dinner.

13. und letzter Tag:

Heute wollen wir nur noch Poppern: Wir finden wieder jagende Thunfische, kommen aber leider nie in Wurfweite. Ein großer Riffhai mit über 2 Meter Länge attackiert im Kanal meinen Popper – knapp verfehlt. Gegen Nachmittag zur Hightight geht es dann doch noch Schlag auf Schlag: In zwei Stunden fangen wir sieben kleinere und einen größeren GT! Ein Grouper flüchtet nach dem Biss direkt in seine Höhle – das war dann doch noch der 2. Abriss beim Poppern.

Heute befreiten wir dann noch eine Schildkröte aus einem im Wasser treibenden Netz. Zwischendurch beobachten wir Mantas beim Jagen; plötzlich schwimmt beim Popperreinziehen ein Segelfisch direkt unter dem Boot durch, kommt noch mal zurück, stoppt kurz – ein magischer Moment und Anblick in meiner Erinnerung.

Resümee-Angeln:

In der ersten Woche war das Poppern, auch bedingt durch die schlechten Bedingungen sehr zäh. Später erfuhr ich, dass eine Woche vor uns eine Gruppe asiatische Angler das Atoll intensiv „abgepoppert“ hatte. Als „Ersatz“ war das Angeln auf Segelfisch absolut Weltklasse! Auch die (geschätzten) Gewichte waren super. Von 22 gefangenen Fischen waren nur wenige Exemplare kleiner als 70 lbs. Den Größten schätze ich mal auf ca. 120 lbs.

  • Die Kombination Schleppangeln und Popperfischen ist abwechslungsreich und sehr effizient!
  • In der 2. Woche hatte ich mich zu 90 % auf die Popperangelei verlegt; die Angelei auf GT’s war allerdings (zumindest auf unserem Atoll) recht zäh. Auch waren die Fische sehr scheu und übervorsichtig.
  • Der (momentane) Fischreichtum der Malediven ist für meine Maßstäbe gigantisch; ich denke man muss lange suchen um Ähnliches zu finden.

Resümee Boote und Crews:

Man darf hier die Meßlatte nicht allzu hoch ansetzten; trotzdem, warum eigentlich hat man hier noch sowenig Übung bzw. im Laufe der Zeit dazugelernt? Die Kapitäne und die Bordköche beherrschen ihr Handwerk. Brauchbare Ausrüstungen gibt es hier keine. Man muss halt alles mitbringen und das Beste aus der Situation machen.

Hibaru I:

Dieses Boot eignet sich für eine Tagescharter: 1-2 Angler bei nicht all zu großen Strecken zu den Waypoints; Mehrtagestouren sind nicht zu empfehlen. Ein großer Nachteil ist die langsame Fahrgeschwindigkeit (max. 6 Knoten). Man verliert zu viel wertvolle Angelzeit. Auch die hygienischen Bedingungen sind schlecht und man sollte sicher auf den Beinen sein.

Kandi Hibaru:

Ideal für Angelsafaris! Auf Grund des Platzangebotes und der ausreichenden Schlafmöglichkeiten empfehlenswert für maximal 3-4 Angler. Skipper und Koch machen ihren Job gut; die Crew hat (meinesterachtens) mit Angeln nicht viel am Hut.

Hotelboot:

Ideal für Tagescharter. Guter Kapitän, schlechte Crew. Bootsmotorisierung absolut ausreichend. Das Boot ist in einem sehr gepflegten Zustand. Der Preis ist ähnlich wie für die „Hibaru I“. Highlight ist die große Popperfläche auf dem Dach.

Die Malediven sind nicht nur ein Paradies für Taucher. Für Light-Tackle- und Fliegenfischer kann dieses Revier, bei optimaler Vorbereitung und/oder einem guten Guide, zur anglerischen Sternstunde aufsteigen. Die Artenvielfalt ist hier faszinierend; die Angelgebiete und Möglichkeiten sind riesig und (scheinbar) unerschöpflich. Auch kann auf den Malediven „Angeln & Familie“ friedlich und für alle zufrieden stellend ablaufen.

Stephan Kreupl im November 2007