Malediven Dezember 2009

Erholungsurlaub und Angeln in einmaliger Atmosphäre und Szenerie!

Nach unserer ersten Reise im November 2007 waren wir sicher, dass wir spätestens in zwei Jahren erneut auf den Malediven sein werden. Anfang 2009 suchte Martina dann das Hotel und Drum und Dran aus und ich reservierte die Boote. Am 2. Dezember war es dann endlich soweit. Mit der „Emirates“ flogen Martina und ich von Frankfurt über Dubai nach Male. Von dort ging es mit dem Wassertaxi (Propellerflugzeug) weiter auf das Lhaviani-Atoll und dort ins Hotelresort „One & Only Kanuhura“.

Diesmal sollte es aber ein lupenreiner Erholungs-und stressfreier Angelurlaub werden. Nicht allzu früh aufstehen und dann nach einem gemütlichen Frühstück mit kurzen Wegen und ohne schweißtreibende Schlepperei direkt auf das Boot – also diesmal kein Angelkampfeinsatz!

Meine Zielfische waren Segelfische und GT’s. In der ersten Woche charterte ich ein Dhony (einheimisches Holzboot mit Aufbauten) für 200 USD pro Ausfahrt. Ein Skipper und zwei Helfer standen zwölf Stunden zu meiner anglerischen Verfügung; zusätzlich mussten sie diesmal für mich auch Kameramann spielen – was sie dann auch am dritten Tag mit viel Geduld und einigen Anfangsschmerzen auch so halbwegs hin bekamen. Auch kamen wir sehr gut miteinander aus und die Jungs waren auch von Anfang an motiviert. Mein Sicherheitsgefühl war sogar so groß, dass ich nach dem ersten Tag mein komplettes Angelgerät an Bord lies.

Die ersten drei Ausfahrten liefen leider recht zäh. Fast keine Wellen und fehlender Wind sind auf den Malediven die denkbar schlechtesten Voraussetzungen beim Schleppen; es folgten zwar immer Fische, aber die Bisse kamen zu vorsichtig oder blieben ganz aus. Erschwerend kam hinzu, dass die Dhonys in der Regel untermotorisiert sind und nur mit viel Rückenwind und Strömung eine ausreichende Lure-Schleppgeschwindigkeit erreichen. Diskutieren oder Reklamieren wollte ich bei einem Charterpreis von 200 USD aber nicht.

Das Poppern war trotz ruhiger See recht ergiebig. Den ganzen Tag über ging etwas und erstaunlicher Weise waren auch große Fische darunter!

Am vierten und in den darauf folgenden Tagen kam dann doch noch etwas Wind auf und ich hatte endlich am Abend „Blutblasen“ an den Händen. Segelfisch-Doppelstrikes, sogar Dreierstrikes kamen jetzt mehrmals und fast alle Fische blieben hängen; auch am Riff knallte es ordentlich: Bis zu zwölf Wahoos, sechs Sails, acht GT’s und eine große Menge Beifang pro Ausfahrt -Anglerherz was willst Du mehr? An diesen Tagen konnte ich noch nicht mal eine Tasse Kaffee in Ruhe trinken: Strike auf Strike hielten mich auf Trapp. An diesen Tagen gönnte man sich mal gerne eine kleine Auszeit zwischendurch.

Bei einem Doppelstrike am fünften Tag brach bei einer meiner Schleppruten die Spitze ab – eine Materialermüdung? Danach baute ich meine Jiggingrute zur Schlepprute um und fischte nur noch mit 2 Ruten.

Für die zweite Woche stand mir die „Hibaru 1“ zur Verfügung. Wer das Boot von früher her kennt, wird es nicht mehr wieder erkennen. Der Bootseigner lies es komplett renovieren: Ein neuer Anstrich, die Innenausstattung und ein neuer und größerer Aufbau bieten mehr Platz und Komfort. Bis auf den (zu schwachen) Motor und dem Rumpf ist meines Erachtens alles erneuert worden. Die Crew setzte sich aus einem Kapitän, einen Koch aus Sri Lanka und zwei Bootsmännern zusammen. Als Tagescharterpreis zahlte ich 350 USD für zwölf Stunden, inklusive Koch aber leider noch nicht einsatzbereiter Küche.

Am ersten Tag fingen wir auf der „Hibaru 1“ gleich fünf Segelfische. Leider war die Crew noch nicht mit meiner Kamera vertraut, so dass mir keine einziges Foto oder eine Filmsequenz von diesem tollen Angeltag am Ende zur Verfügung stand.

Am nächsten Tag flaute leider (bis zum Ende der 2. Angelwoche) der Wind wieder ab und das Meer blieb spiegelglatt. Auch die „Hibaru 1“ hat, bedingt durch Untermotorisierung Probleme beim Schleppen. Durch den Neuaufbau ist das Boot meines Erachtens auch noch langsamer geworden und unter solchen Bedingungen wird es dann sehr, sehr schwierig, da die Fische die Kunstköder vor dem Biss ganz genau anschauen können bzw. zu schnell erkennen, dass was faul ist. Auf die GT’s war jedoch immer Verlass.

Eine Umstellung meiner Strategie und Angeltechnik war jetzt notwendig. Bereits 2006 denken Roberto und ich intensiv darüber nach, wie man das Segelfischangeln “unblutig” gestalten könnte. Schließlich fanden wir (in Anlehnung an ein Berufsfischer-System) eine Möglichkeit Segelfisch hakenlos zu fangen. Jetzt war für diesen Prototyp die Stunde der Praxistest-Wahrheit gekommen. Ich bestückte also eine Rute mit klassischem Hakenkunstköder und eine Rute mit unserem „Friendly-Sail-Lure“. Die nächsten Doppelstrikes ließen nicht lange auf sich warten: Dabei blieb auch der Fisch am hakenlosen Lure hängen und ließ sich ebenfalls problemlos ans Boot drillen.

War das ein Zufall oder funktioniert die Montage tatsächlich!? Von nun an bestückte ich durchgehend eine Rute mit dem „Friendly-Sail-Lure“. Nach dem fünften Segelfisch auf dieser Montage waren dann leider fast alle „Fangfransen“ weg, aber auch der Beweis erbracht, dass unser System funktioniert! Die Segelfische blieben beim ersten Schwertkontakt bombenfest hängen: First contact -friendly hookup -no blood! Unseres Erachtens wird dieser hakenlose Lure der Königsweg für alle „Segelfisch-Catch+Release-Angler“!?

Das Poppern blieb trotz mangelnden Windes und fehlenden Wellen ergiebig; wobei aber die Fische von Tag zu Tag immer vorsichtiger wurden. Am vorletzten Tag hakte ich einen „+50-Kilo-GT“ und konnte ihn nach hartem Drill bis ans Boot bringen. Beim Versuch den Fisch am Leader zu dirigieren, schlitzte der am Rücken sitzende Einzelhaken leider aus – schade, das war ein GT der Superklasse! Von dieser Größe hatte ich in diesem Urlaub noch mindestens drei GT’s hinter dem Popper; einer attackierte sogar zweimal, nahm aber nicht richtig; dabei kamen Splashes wie bei einem Marlinstrike zustande – Wahnsinn und Adrenalin pur. In den Flats fanden wir leider keine Bonefische, als Ersatz aber einige Bluefin-Trevally’s – an der leichten Spinnrute ein super Erlebnis! Jede Menge Bonefische kamen dann aber am späten Abend zur Fütterung an die Hotelbarsteg – Trophy-Bones in zweistelligen Pfundbereich waren darunter! Jeden Abend fütterten Marina und ich diese Fische; selbst GT’s krachten dabei in die Brötchen hinein. Angeln ist dort aber strengstens verboten.

Am dritten Abend an der Hotelbar lernten wir einen italienischen Skipper “Mario” mit seinem (echten) Big-Game-Boot “Keyolka” -eine wunderschöne 38 Fuß Bertram -kennen. Sein Charterhalbtagspreis für vier Stunden beträgt 1200 USD, für den ganzen Tag (acht Stunden) 1800 USD. Die Marline, die er in der Saison fängt, kann er aber (noch) an einer Hand zählen. Ansonsten fängt er die gleichen Fische (Menge und Größe) wie auf den Dhonys. Auch wollte er mir das Fliegenfischen auf die Malediven-Bonefische zeigen; an der Bar gab er mir, nach einigen kalten Drinks, sogar eine Fangarantie und wollte sich bald telefonisch melden – bis zum Urlaubsende kam leider kein Anruf von ihm.

Resümee:

Auch diesmal war der gesamte Urlaub einfach nur Spitze! Auf meiner Fangliste standen am Ende nach 10 Angeltagen: 18 Segelfische, unzählbarer Beifang und fünf stattliche GT’s. Wie viele kleinere GT’s ich insgesamt fing, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Einzig und allein fehlte mir noch ein Bonefisch. Gesehen und gefüttert haben wir sie mal vorab – das wird für mich irgendwann mal wieder die nächste Herausforderung auf den Malediven!

Die „Hibaru 1“ wird wohl in den nächsten Monaten fertig werden. Sie ist dann meines Erachtens für Bootssafaris bis zu zwei Angler geeignet. Ich bin mal gespannt, wie sie dann fertig aussehen wird. Wünschenswert wäre ein stärkerer Motor, damit man nicht zu viel Zeit zwischen den Hotspots verliert und auch bei Gegenwind und Strömung eine optimale Schleppgeschwindigkeit erreicht – Outrigger bitte nicht vergessen.

Alternativ gibt es dann noch das Dhony für 200 US$ – eine sehr preiswerte und auch gute Alternative; Das Boot ist allerdings nur für Tagescharter geeignet.

Grundsätzlich kennen die Skipper und Crews alle Fische und ihre Standorte. Leider sind sie mit der modernen Technik der Ruten und Rollen oftmals überfordert. Man darf es ihnen aber nicht zum Vorwurf machen; man muss sich nur darauf einstellen bzw. alles wenn notwendig selbst machen können. Wenn dann noch starker Wind und Wellen dazu kommen, kann es dann trotzdem einmal recht stressig werden …!

Nachtrag zum Testeinsatz unseres „Friendly-Sail-Lure“ im November 2009 vor den Malediven:

  • Segelfischangeln ist eine sehr anspruchsvolle Art der Angelei die bei Anfängern oder ungeübten Anglern oftmals zu Verzweifelung führt. Aus Erfahrung wissen wir, dass leider schnell von dem klassische Einfachhakensystem oder dem modernen Fischen mit Circlehooks bei „Fehlbissen“ ein zweiter Haken, sehr oft auch Drillings- oder andere abenteuerliche Mehrhakenmontagen eingesetzt werden – Hauptsache der Fisch bleibt irgendwie hängen…
  • Der Einsatz dieses Systems war ein reiner Testlauf mit einer 100% „Trefferquote“. Die fünf gefangen Segelfische wurden alle wieder freigelassen. Sie waren unverletzt und das Freilassen ging bedingt durch die Lurekonstruktion und Materialbeschaffenheit sehr schnell – siehe Film.
  • Bedingt durch die Länge und das Material unseres Testlures hingen alle Fische an der Schwertspitze – eine evtl. Maulumwicklung kam nicht vor – die Wahrscheinlichkeit dafür würden wir als sehr gering einstufen.
  • Für Angler die unbedingt mal einen Segelfisch fangen möchten und mit den klassischen Methoden nicht zurecht kommen, empfehlen wir diese schonende Art der Angelei ohne schlechtem Gewissen – immer auf Hinblick des Catch & Release.
  • Selbstverständlich darf diese Methode niemals eingesetzt werden wenn sie örtlich verboten ist oder wenn die Fische getötet werden sollen – so gefangene Fische sind keine Meisterleistung oder so genannte Trophäen!
  • Ein IGFA-Rekord ist damit übrigens auch nicht möglich.

Stephan Kreupl im Dezember 2009