Mauritius im Februar 2008

Wie Ihr sicherlich wisst, fahre ich seit über 20 Jahren in regelmäßigen Abständen nach Mauritius. In den letzten Jahren konnte man immerhin noch bei 10 Ausfahrten im Durchschnitt (bei 8 bis 10 Marlinstrikes) zwei bis drei Marline fangen. Mit etwas (Zusatz)Glück war auch ein Fisch über 500 lb dabei. Am Riff konnte man mit (noch mehr) Geduld und Ausdauer den einen oder anderen GT am Popper auf die Schuppen legen. Auch bei den Beifänge z.B.: Goldmakrele, Wahoo, Segelfisch und Thunfisch gingen die Zahlen gerade noch in Ordnung.

Stand heute:

Pro Tag fahren in der Hauptsaison (wie früher) von Black River aus ungefähr 20 Boote auf der Suche nach Schwertträgern raus. An guten Tagen wurden von allen Booten in dieser Saison ca. 3 bis 5 Marline gefangen. Selten sind Tage mit bis zu 15 Fängen geworden. Umgerechnet auf einem Monat, mit ungefähr 400 Bootsausfahrten, sind das 60 gefangene und gewogene Marline. Das Stückgewicht liegt dabei in den letzten Jahren leider nur noch zwischen 100 und 150 lb. (früher um 250 lb.). Der ein oder andere Kracher (Fisch über 500 lb.) ist auch immer noch dabei. Schuld am Rückgang ist meines Erachtens der gestiegene Befischungsdruck durch Longliner und andere Berufsfischer. Die natürliche Nahrung für Marlin und Co. wird dadurch weniger oder bleibt ganz aus. Die Longliner fischen mittlerweile unmittelbar (innerhalb der 10 Meilengrenze) vor der Küste im Big-Game-Revier.

Jetzt zum Catch-Report:

Eigentlich hatten Martina und ich Kenia gebucht; durch die unklare Sicherheitssituation dort, mussten wir kurzfristig umbuchen – zwei Wochen auf Mauritius war die einzige noch machbare Alternative.

20. Februar – 1. Angeltag auf der Esmeralda.

Die Esmeralda hieß früher mal „Flipper 5“. Die Namen wurden bei vielen Black-River-Booten nach Besitzerwechseln geändert; auch erhielten diese Boote oft einen neuen Anstrich und wurden (etwas) auf Vordermann gebracht; die Tagescharterpreise stiegen dabei teilweise erheblich – kleiner Marketingtrick! Trotzdem, die Esmeralda mit ihren 44 Fuß befindet sich in einem sehr guten Zustand; das Angelgerät ist auf dem neuesten Stand; bequeme Sitz- und auch Liegemöglichkeiten runden das Ganze ab. Skipper und Crew (wie fast alle am Black River) sind gut. Der Charterpreis liegt zwischen 350 und 450 € pro Tag – handeln lohnt sich!

Nach zwei Stunden bekamen wir auf meine heißgeliebte Kombination – Wide-Range-Softhead plus vorgeschalteten Bird – einen heftigen Strike. Der Marlin tauchte sofort ab und zog ca. 400 Meter Leine von meiner 80er Tiagra. Als die anderen sechs Köder dann endlich im Boot waren, war auch der Marlin weg. Unseres Erachtens war der Marlin groß (geschätzt 400 bis 500 lb.) – scheinbar hatte sich ein Hakenbogen kurzzeitig nur am Schwert verkeilt. Den restlichen Tag hatten wir keinen Fischkontakt mehr.

2. Tag – Jigging auf der Mika.

Das 26 Fuß Boot ist als Solches (eigentlich) ideal für das Popperfischen und Jiggen geeignet. Mein Plan: Am Vormittag jiggen und dann zur Flut die Kanäle im Süden abpoppern. Die Mika hatte ich von zuhause aus für 6 Tage (voller Erwartungen auf große Hundezahnthunfische und starke GTs) gebucht. Der Himmel war stark bewölkt und es regnete in Strömen. Auf meine Frage: „Was sagt das Echolot …?“ Erhielt ich die ernüchternde Aussage: „Kaputt …“. Ich versuchte es dann noch ohne GPS und Echolot – leider ohne Erfolg. Wir wechselten zum Poppern ans Riff. Große Wellen, klares Wasser – eigentlich gute Bedingungen, nur der Kapitän hatte die Hosen gestrichen voll und wollte nicht (nahe genug) an die Riffkante fahren. Nach dem dritten erfolglosen Anlauf an verschiedenen Plätzen war dann (von meiner Seite aus) Schluss. Anschließend fingen wir (im tiefen Wasser) noch einen Bonito und montierten ihn „mauritiusspezial“ als Marlinköder, allerdings da Trollinggerät an Bord fehlte, auf meiner Jiggingrute. Auch fehlte ein Downrigger, sowie weiteres Standart-Angelgerät an Bord.
Nach 20 Minuten hatte sich dann ein Wahoo die Hälfte des Bonitos geschnappt und das war es dann auch schon (mit diesen Popper+Jigging-Profis…). Trotz vorzeitigem Ende, musste ich dann auch noch den vollen Charterpreis (€ 320) bezahlen. Den Rest der gebuchten Mika-Ausfahrten stornierte ich – war oder ist das wohl eine Touristenfalle!? Für weitere Ausfahrten war dann kein Mauritius-Jigging-Profi vor Ort mehr zu finden.

3. Tag

Zyklonwarnung, Fischen unmöglich.

4. Tag

Wieder auf der Esmeralda. Heute hatten wir einen einzigen Strike in neun Stunden. Eine große Goldmakrele nahm meinem Big Blue Cavitator – kaum zu glauben! Am Abend gab es dann Sashimi für alle im Überfluß!

5. Tag

Heute ging es mit meinem mauritianischen Freund Dan und seinem 24 Fuß Boot raus zum Poppern. Wir fischten zehn Kanäle im Süden ab. Bei ca. 350 Würfen (mein System: long cast = big fish) kam nur ein einziger Biss – ein kleiner GT, den ich nach dem Foto wieder schwimmen ließ. An diesem Tag war es windstill, kaum Wellen, aber leider grünes Wasser – keine besonders guten Bedingungen zum poppern.

6. Tag

Bei stürmischer See kämpfte sich die Esmeralda durch die hohen Wellen. Gegen Mittag fingen wir einen schönen Yellowfin (157 lb.) auf der 80er und Robertos spezialfarbenen Ilander Express. Das war dann auch der einzige Strike an diesem Tag.

7. Tag

Heute war absolute Flaute. Kein Strike, kein Fisch auf der Esmeralda.

8. Tag

Letzter Tag auf der Esmeralda. Einen Skipjack, sonst nichts. Die Esmeralda hatte bis zu diesem Tag (28. Februar) seit Anfang Januar insgesamt 4 Marline gefangen, ein Kracher mit 865 lb. war dabei!

9. Tag

Mit Dan erneut ans Riff zum Poppern. Diesmal zeigte sich überhaupt kein Fisch. Ich hatte das Gefühl: Angeln im Toten Meer…? Wir versuchten es dann noch im tieferen Wasser (50 bis 80 Meter ohne Echolot und GPS) mit Jigging: Ein kurzer Wahookontakt, ansonsten wie tot.

10. Tag

Heute auf der umgebauten Kestrel: Ein 42 Fuß Boot aus den 80ern, mit dem Roberto und ich in den „guten alten Zeiten“ einige kapitale Fische fangen durften. Auch dieses Boot wurde verkauft und hat auch einen neuen Namen, den ich leider wieder vergessen habe. Kurzum, keinen Fischkontakt und auch keinen Fisch gesehen. Dafür kreuzten gleich drei Longliner unsere Wege.

11. Tag

… und letzter Angeltag, noch mal auf der Kestrel. Heute ging es Richtung Norden. Zwischen Tamarin und Port Louis mussten wir ungefähr 20 Kilometer den Bojen und Leinen eines Longliners (nur 10 km vor der Küste!) passieren – ein trauriges und ernüchterndes Gefühl für einen Angelromantiker wie mich.

Trotzdem konnten wir einen größeren Skipjack-Schwarm finden. Hier fingen wir 12 kleinere und drei größere Fische. Die Freude der Crew war dann noch größer als sich mitten im Schwarm ein kleiner Marlin auf meinen Softhead stürzte. Den Fisch wollte ich wieder freilassen – mittlerweile kein Problem mehr auf Mauritius ! – er war nur leider zu stark am Auge verletzt, so dass wir ihn mitnehmen mussten. Die Crew strahlte, es war schließlich erst der fünfte Marlin seit Anfang Januar (bei insgesamt 22 Marlin-Strikes).

Resümee:

Nach diesem Urlaub kann ich leider kein positives Urteil über die mir seit fast drei Jahrzehnten so ans Herz gewachsene Insel fällen. Während meines Aufenthaltes (in zwei Wochen) wurden drei große Fische zwischen 600 und 700 lb. und fünf 300 bis 400 lb. Marline gefangen. Dazu noch ein paar kleinere Exemplare zwischen 100 bis 200 lb.

Die einheimischen Eignern und Kapitänen wollen scheinbar das Jiggen und Poppern von uns Gästen erlernen? Mir fehlt dazu (mittlerweile) die Lust und die Geduld. Und das Geld für ordentlich GPS und Echolote wollen sie scheinbar auch sparen? Dafür soll man übrigens dann noch zwischen 300 und 450 € pro Ausfahrt hinblättern.

Mir als Marlinangler (der zugegeben mittlerweile durch Erfolge in anderen Reisezielen verwöhnt ist) macht das „Lurehinterherziehen“ auf Mauritius keinen Spaß mehr – vom stark angestiegenen Massentourismus dort mal ganz zu schweigen.