Madeira Bigeye Tuna 2010

Großaugen Thunfische vor Madeira – Thunfischfang mit Kunstködern

International: Bigeye Tuna (thunnus obesus), Maximallänge: 250 cm, Maximalgewicht: 500 lb, IGFA-Rekord im Atlantik: 392 lb 6 oz (1 lb = 0,454 kg, 1 oz = 28,4 gr). Vorkommen in unseren Breiten: Madeira, Kanaren, Azoren, vereinzelt vor den Kapverden, an den westafrikanischen, portugiesischen, spanischen und französischen Atlantikküsten. Bigeyes kommen auch im Pazifik und Indischen Ozean vor – aber leider nicht im Mittelmeer! Unseres Erachtens waren und sind die Azoren, Madeira und die Kanaren zumindest saisonal immer noch interessante Fanggebiete; vorausgesetzt der Angler setzt die entsprechenden Köder, das passende Gerät und die richtige Angeltechnik ein.

Bei unseren im Atlantik, Indischen Ozean oder Mittelmeer gefangenen Thunfischen, treibt uns immer wieder die Frage um: Warum eigentlich beißen meist nur die kleineren Exemplare auf geschleppte Kunstköder (Englisch: Lure)? Bei Blauflossen-, Hundezahn- und Großaugenthunfische lag bis 2009 bei uns die fast schon „magische Plastikgrenze“ um 100 lb.

Keine Regel ohne Ausnahme, ab und zu packten sogar beim Schleppen auf Marlin auch große Gelbflossenthunfische unsere größten Lures (mit 2,5 mm Monovorfach und 12/0er Haken)!?

Unseren ersten größeren „geschleppten Blauflossenthunfisch“ fingen wir erst im Oktober 2009 vor Canso.

Aus den „goldenen Adria-Großthunfischjahren“ erinnern wir uns auch noch gut an die Fangquote der Profiskipper, 20 zu 1 in Bezug auf: „Anfüttern mit Sardinen plus Köderfisch“ zu „Schleppen mit großen Meereswobblern“.

Seitdem nun Roberto im Juni/Juli 2010 vor Madeira (nur als Wireman) mit seinem Team zwei große Big Eyes mit 275 lb und 220 lb beim Schleppen mit Tunalures auf die Schuppen legen konnte, einen Größeren am Vorfach verlor und mit eigenen Augen fünf große, auch mit solchen Lures auf anderen Booten gefangene Exemplare bis 297 lb sah, steht das Thema: „Tunalures mit entsprechenden Montagen bauen“ ganz oben auf unserer „Lösung-gesucht–Liste“!

Damit bei unseren Lesern die Fangchancen auf Thunfische von Anfang an hoch sind, hier noch einige Ratschläge und Tipps – wohlbemerkt nur unsere Erfahrungen als Hobbyangler, (fleißige) Leser der Fachliteratur oder Berichten im Internet und die Informationen unserer weitläufigen Verbindungen zugrunde gelegt:

  • In jedem Fall sind Bigeyes wanderwegetreu und somit zumindest saisonal immer wieder an bestimmten Küsten, Unterwassergebirgen und Inseln anzutreffen. Diese Wanderwege scheinen an ihre Hauptnahrung bzw. deren Lebensverhalten und Vorkommen gekoppelt zu sein.
  • Bigeyes scheinen mit Vorliebe Fische, Krustentiere und Tintenfische der tieferen Wasserschichten zu fressen und das ist (meist) dort, wo nur noch wenig Sonnenlicht ankommt und die Wassertemperatur unter 10°C liegt.
  • Warum fangen wir Meeresangler sie dann trotzdem in den oberen, wärmeren Wasserschichten – meist sogar kurz unter der Wasseroberfläche? Scheinbar müssen sie mehrmals am Tag hoch in sauerstoffreiche Wasserschichten und/oder wollen sich einfach mal nur an der Oberfläche „aufwärmen“ – zumindest beurteilen wir das so.
  • Ist dann dort oben der Tisch auch noch zusätzlich reichlich gedeckt, erklärt sich wohl von selbst, warum die Bigeyes sich (zumindest vorrübergehend) die Rückkehr in die finstere Eiseskälte der Tiefe ersparen um sich in warmer, heller und sauerstoffreicher Umgebung den Bauch vollzuschlagen – nur dann und dort eröffnet sich für uns Angler eine reale Chance!
  • Noch kurz etwas zum (schwierigen) Thema: Was sieht ein Bigeye Tuna eigentlich? Als Jäger der Tiefe wird er wohl nur wenig Farbtöne oder auch nur Graustufen unterscheiden (müssen); wahrscheinlich kommt das fluoreszierende Lichtspektrum (der Lebewesen der Tiefe) auch noch dazu. Ziemlich sicher scheint aber zu sein, dass er exzellent Konturen und Einzelheiten, auch auf größere Entfernung und bis in große Tiefen, (wieder) erkennen und unterscheiden kann.

  • Ob gefangen oder verloren, für uns bleibt jeder Kampf mit einem großen Thunfisch unvergessen; aber besonders die ersten Runs unserer Bigeyes erschreckten und irritierten uns am gewaltigsten – wohl auch oder gerade wegen unserer großen Erfahrung mit Marlinen und anderen sehr schnellen Fischen!
  • Während des ganzen Drills schlägt ein Thunfisch viele unvorhersehbare Haken und dreht dabei noch Kreise; auch schwimmt er zwischendurch gerne in Richtung Boot und dann meist so schnell, dass der Skipper Gas geben muss, um nicht überholt zu werden.
  • Die größte Gefahr aber besteht unseres Erachtens wohl darin, dass der Fisch sich in Bootsnähe – sozusagen noch in allerletzter Minute – unter dem Bootskiel davon machen will; dann erst stellt sich heraus, ob ein Skipper sein Handwerk tatsächlich versteht!
  • Wehe dem Thunfischangler, dessen Rolle bei einem solch harten und langen Kampf nicht ordnungsgemäß bespult ist, der bei der Montage oder den Knoten/Klemmen geschlampt hat oder nicht die nötige Portion Leidensfähigkeit und Ausdauer und Drilltechnik mitbringt! Auch sollten sich Skipper und das Team gut verstehen und die Aufgabenverteilung vorab klar abgesprochen werden!
  • Bei der Montage seiner Tunalures darf der Angler auch niemals die Wirkung der zwar kleinen, aber rasiermesserscharfen Zähne vergessen. Hier einen Kompromiss bei Vorfach und Montage zwischen unscheinbar und haltbar zu finden, ist unseres Erachtens schwierig!

Um uns jetzt nicht allzu sehr in Spekulationen zu verwickeln oder schlimmer in Angleresoterik zu verlieren und weil uns Beiden leider beim Schleppen auf Großthunfisch noch mehr Praxiserfahrung fehlt, empfehlen wir Interessierten die weiterführenden Fachliteratur, -Magazine und entsprechende Internetartikel der Thunfischprofis. Ein sehr gutes Buch (leider in Englisch) ist unseres Erachtens Captain Al Andersons „To Catch A Tuna“, MT Publications 1997.

Jetzt aber wieder zurück zu unserer Hauptthema: Bei unserem intensiven Meinungsaustausch mit anderen Thunfischanglern aus den Adrialändern, Azoren und Kanaren, stellte sich heraus, dass auch dort ähnliche (neue) Lure-Bauformen wie auf Madeira bereits länger erfolgreich eingesetzt werden; nur in den Farben und Kopfformen unterscheiden sie sich etwas; die Aktionen bzw. ihr Schwimmverhalten, die Schleppabstände und die Montagen ähneln sich aber sehr. Auch lasen und hörten wir in diesem Zusammenhang schon viel über das erfolgreiche Schleppen mit Kunstköder oder Kombiköder auf Großthunfisch mit Unterstützung sogenannter „Daisy Chain Systemen“ und „Spreader Bars“ bestückt mit Natur- und Plastikködern als Locksysteme (Englisch: Teaser).

Sobald unsere Modelle: MAGIC CANDY und STAR fertig sind, werden wir sie in den entsprechenden Farben, Montagen und Vorfächern in unserem Shop auf www.bluewaterfishing.eu auch als Tunalures (mit entsprechenden Montagen und einer Schleppempfehlung) anbieten.

Stephan Kreupl und Robert Rein im August 2010