Jungle Tarpon – Costa Rica 2018

Tarponfischen und dann auch noch im Dschungel von Costa Rica. Ich glaube man brauch nicht erwähnen, dass unsere Vorfreude auf diesen Trip sehr groß war. Die Gruppe bestand mit Andre, Rene und Stephan aus Tarponneulingen – auch für mich war dies der erste Tarpontrip. Anfang September ging es dann mit dem Flieger per Direktflug nach San José (die Lufthansa bietet glücklicherweise seit 2018  Direktflüge nach Costa Rica an). Nach ca. 12 Stunden Flug kamen wir Abends am Juan Santamaria Airport an und nachdem jeder einen Haken hinter Gepäck und Telefon-Simkarte setzen konnte ging es mit dem Taxi in Richtung Hotel. Wir übernachteten im Bougainvillea Hotel, etwas außerhalb der Innenstadt und ca. 30 Min. Fahrzeit vom Flughafen. An der Hotelbar gab es noch das ein oder andere Bier und dann fiel auch schon jeder ins kurze Koma bis uns der Jetlag sehr früh aus dem Bett zwang. Das Hotel ist definitiv zu empfehlen, schöne Zimmer, toller Garten, inkl. Fitnessstudio und Pool, sowie leckeres Essen konnten uns absolut überzeugen – preislich hält sich die Übernachtung ebenfalls im Rahmen. Am nächsten Morgen wurden wir von unserem Fahrer abgeholt, vor uns lag eine ca. 5 Stunden lange Autofahrt in den Norden von Costa Rica. Während der Fahrt passiert man unzählige Kaffeeplantagen, tolle Berglandschaften und hat Zeit den verlorenen Schlaf nachzuholen. Gegen Mittag erreichten wir dann endlich unser Camp, direkt am Wasser gelegen und Teil eines kleinen Dorfes (ca. 200 Einwohner). Nach kurzer Begrüßung durch Location Manager Tom Enderlin ging es für jeden in sein Gästehaus, zwei Einzelzimmer und ein Doppelzimmer stehen zur Verfügung. 

 

Die Zimmer sind einfach aber komfortabel, jedes Zimmer hat sein eigenes Bad inkl. Toilette und Dusche. Absolut ausreichend für eine Woche Tarponfischen. Das Gepäck wurde schnell verstaut, Ruten aufgetackled und dann ging es bereits auf die beiden Boote für die erste Session auf dem Wasser. Das Gebiet vor Ort ist groß und besteht aus verschiedenen Lagunen und einem Flusssystem, gewisse Flussabschnitte sind teilweise nicht größer als der heimische Forellenbach. Großer Unterschied ist jedoch, dass hier in der Regenzeit Tarpon bis 200 Pfund durchziehen. Die erste Abendsession brachte keinen Fisch, wir konnten allerdings schon den ein oder anderen Fisch sehen und hatten vereinzelte Shots. Gefischt wird mit zwei Mann pro Boot, in der Lagune fischt man im Rotationsprinzip, ähnlich wie man es vom Flatsfischen kennt. Im Fluss können meist beide Personen fischen, einer vorne und einer hinten. Das Tackle besteht aus 12er Einhandruten gepaart mit Floating- und Sinkschnüren. 

Die Bedingungen waren leider bis Tag 4 nicht gut. Vor unserer Ankunft hatte es teilweise sehr stark geregnet, das Wasser war dementsprechend sehr dreckig und hoch. Man merkte, dass die Tarpons sich in den tiefen Rinnen, Pools und Unterständen versteckten. Lediglich in den Lagunen und am Abend für ca. 1 Stunde konnten wir Fische ausmachen. Die ersten Tage waren entsprechend sehr mühsam, Andre war es letztendlich der am Abend des 4. Tages den ersten Fisch mit ca. 25 lb haken konnte, wieder war es das letzte Licht, das die Tarpon aus ihren Löchern brachte. Das hob natürlich die Stimmung, wir wussten die Fische sind da man musste nur hart für einen Biss arbeiten. Uns fiel zudem auf, dass die Tarpon extrem kleine Fische fraßen, die Uferregionen waren voll mit kleinen Baitfishschulen.

Die letzten 2 1/2 Tage konnte man spüren, dass die Fische wieder aktiver wurden. Wir sahen bereits morgens jagende Fische, was vorher nicht wirklich der Fall war. Eine Situation werde ich nie vergessen: gegen 6 Uhr morgens fischten wir eine vielversprechende Flusskurve und sahen einige Tarpon vor uns rauben. Ca. 25 Meter unter mir kam wie aus dem Nichts ein Tarpon mit weit über 100 lb aus dem Wasser, überschlug sich in der Luft, kleine Fische (Machacas) flogen links und rechts umher bis der Tarpon wieder seitwärts auf dem Wasser landete. Das Ganze war so überraschend und laut, dass es mich fast über Bord beförderte – gigantisch! Eine Erinnerung für die Ewigkeit. Trotzdem konzentrierten sich diese Phasen auf 1 1/2 Stunden am Morgen und Abend, was wiederum nicht sehr viele Shots ermöglichte. Tagsüber fischten wir im Fluss mit Sinktips und hofften auf aktive Fische in Grundnähe, bis auf einen Biss war dies jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Es waren die letzten beiden Abende und der letzte Morgen die uns nochmal Action brachten. Rene konnte an Tag 4 seinen ersten Fisch haken und direkt landen! Zum Einstieg ein wirklich schöner Fisch mit ca. 20 lb. Andre konnte am gleichen Abend ebenfalls einen tollen Fisch haken, wir hatten einen Platz gefunden an dem 2-3 Fische regelmäßig jagten. Nachdem Andre und ich diesen Platz im Sekundentakt mit unseren Fliegen bearbeiteten war es Andre der mit einem kleinen Streamer (nicht größer als ein Forellenstreamer) einen Fisch um die 80 lb zum Biss verleiten konnte. Nach vorbildlichem Hakensetzten dauerte es keine 2 Sekunden bis der Fisch ca. 10 Meter vor uns kerzengerade aus dem Wasser kam…und leider den Knoten sprengte, das Sprichwort “bow to the king” war verständlicherweise noch nicht komplett verinnerlicht worden :D. Andre stand einfach da, fassungslos von dem Spektakel, so richtig glauben konnte er es nicht – das war bei weitem der größte Fisch den er jemals mit einer Fliegenrute gehakt hat.

Auch ich konnte an Tag 5 einen Fisch zwischen 70-80 lb haken, gleiche Stelle. Der Fisch nahm drei verschiedene Fliegen, nach den ersten beiden Fehlbissen war ich nah an der Verzweiflung und konnte dann doch beim dritten Versuch den Haken setzen. Wieder kam der Fisch direkt vor dem Boot aus dem Wasser, sprang ein zweites Mal, alles verlief vorbildlich. Danach stellte sich der Fisch an die Strömungskante und da stand er dann auch erstmal, keine Chance ihn zu bewegen. Vorbei war es trotzdem recht schnell als der Fisch zum dritten Sprung ansetzte und die Fliege ausspuckte. Auch Andre und Stephan hatten an diesem Abend weitere Bisse, konnten allerdings kein Exemplar landen. Andre verlor zwei Fische, einer war bereits kurz vor dem Boot und fast bereit zum Landen, leider nur fast. Der letzte Morgen brachte dann erstaunlicherweise nochmal recht gute Bedingungen in einer der Lagunen. Wir konnten eine Gruppe von ca. 8 kleinen bis mittleren Tarpon an der Graskante ausmachen und steuerten im Stealthmode auf die Gruppe zu. Nach drei Würfen nahm einer kleinen Fische meine Fliege und konnten den Fisch nach kurzem Drill ans Boot bringen. Ein wichtiger Fisch für die Wissenschaft, Tom untersucht derzeit mit Dr. Andy Danylchuk das Verhalten der Fische – bisher weiß man noch nicht genau warum die Tarpon in das Gebiet ziehen, nur zum Fressen oder doch auch zum Laichen? Das Thema bleibt interessant.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Fischerei vor Ort sehr spannend aber auch nicht einfach ist. Das Setting ist beeindruckend, man bewegt sich in einer tollen Dschungellandschaft, wenig Menschen und Boote vor Ort, man sieht täglich Affen, alle möglichen Vogelarten (bspw. Tukane), Leguane, Kaimane etc. Die Fischerei selbst ähnelt der auf Forellen in der Heimat, eben nur auf große Tarpons. Speziell im Fluss zeigt sich das sehr stark, man wirft unter Büsche/Äste, fischt Strömungskanten und tiefe Pools. Die Lagunenfischerei kann aufregend sein, man jagt die Fische, muss schnell reagieren und hat zudem eine gute Chance sie zu landen. Diese Fischerei beschränkt sich allerdings meist nur auf die Morgenstunden und Windstille ist Pflicht. Es ist eine sehr spezielle Tarponfischerei die Ausdauer erfordert aber man hat die Chance auf Fische bis 200 lb (wir haben sie gesehen) in einer tollen Umgebung. Einen Tarpon in dieser Landschaft zu haken ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

Vielen Dank auch an Tom und seinen Staff (Napo, Rasta und Gustavo) vor Ort, Organisation und Service waren sehr gut – hier gibt es nichts zu bemängeln! 

Tight Lines

Felix, September 2018