Im Herzen Afrikas

Auf Safari im Okavango Delta

Alle, die jetzt einen Catch Report erwarten, muss ich leider enttäuschen. Diesmal sollte es mal was anderes werden – eine Safari zu den wilden Tieren vom Okavango Delta. Vor einiger Zeit entschloss ich mich, meinen runden Geburtstag nicht mit einer großen Party zu feiern, sondern weit weg von allem nach Botswana zu flüchten, um bei den wilden Tieren auf den großen Tag „X“ anzustoßen.

Die Anreise erfolgte von Frankfurt über Johannesburg (Südafrika) und direkt weiter nach Maun (Botswana). Maun ist das Tor zum riesigen Naturschutzgebiet Okavango Delta, flächenmäßig das größte Binnendelta der Welt (2.000.000 Hektar). Von dort aus ging es mit dem Buschflieger in unser erstes Camp Tuludi, wo wir drei Tage verbrachten. Nach der Landung wurden wir direkt am Airstrip von unserem Guide „KK“ empfangen. Von da an begann unsere Safari. Die Fahrt im Safarijeep bis zur Lodge betrug 45 Minuten und auf der Strecke begegneten wir schon den ersten Antilopen und Elefanten (Nummer 1 der Big Five).

Das Tuludi Camp ist ein kleines, sehr individuelles Camp und liegt im Khwai Private Reserve, das an das Moremi Wildschutzgebiet angrenzt. Khwai Private Reserve erweckt mit seinen 200.000 Hektar unberührter Wildnis den Eindruck eines Safari Märchens: Flussauen erstrecken sich soweit das Auge reicht und eine bunt gemischte Ansammlung an Tieren genießt die Tage zwischen unzähligen Wasserwegen und saftig grünen Wäldern.

Die Unterkünfte im Camp bestehen aus luxuriösen Zeltchalets. Die geräumigen Zimmer sind ein Mix aus zeitgenössischen und traditionellen Elementen und luftiger Leichtigkeit, mit Innen- und Außenbad; zudem hat jedes Zelt eine Terrasse und einem kleinen privaten Pool.

Gleich nach unserer Ankunft im Camp ging es um 16:30 Uhr zur 1. Pirschfahrt los. Wir hatten das Glück, mit unserem Guide „KK“ eine Leoparden Mutter mit ihren beiden 9 Monate alten Jungen zu finden (Nummer 2 der Big Five) – was für ein Start. Nebenbei sahen wir noch unzählige andere Tiere inkl. Elefanten und Giraffen, die dort überall herumliefen. Am Abend fielen wir schlagkaputt in unsere Betten.

Am nächsten Morgen wurden wir um 5 Uhr von „KK“ geweckt und nach einem kurzen Frühstück ging es dann um 6 Uhr auch gleich zur morgendlichen Pirschfahrt los. Die Tiere im Delta sind in den frühen Morgen- und späten Abendstunden auf Grund der hohen Temperaturen (tagsüber bis 45° C) am aktivsten.

Wir machten uns auf die Suche nach Löwen und „KK“ hat sie natürlich auch gefunden (Nummer 3 der Big Five). Das ist alles nicht so einfach, da das Gebiet sehr groß und das Revier der Löwen entsprechend weitläufig ist. Neben Impalas, Zebras, Giraffen, Flusspferde, Wasserschweine etc. stießen wir zunächst auf eine Löwin und etwas später auf dessen Tochter, die zwei ca. 8 Monate alte Junge hatte, die entspannt im Schatten unter einem Baum lagen und teilweise sogar miteinander schmusten.

Am Mittag ging es gegen 11 Uhr zum Lunch zurück ins Camp. Im Anschluss war Siesta und wir gönnten uns bei den hohen Temperaturen eine kleine Pause und ein wenig Entspannung. Um 16 Uhr ging es dann weiter mit einem kurzen Snack zur Tea Time und um 16:30 Uhr zur abendlichen Pirschfahrt. Wir fuhren spurenlesend über Stock und Stein, durch den Fluss, durch die Savanne und Buschlandschaft bis wir nach dem Sundowner Drink um ca. 20 Uhr im Dunklen zurückkehrten.

Am darauffolgenden Tag das gleiche Programm, 5 Uhr wecken von „KK“, 6.30 Uhr Abfahrt zur morgendlichen Pirschfahrt. Mittags Pause bis 16:30 Uhr und danach wieder zur abendlichen Pirschfahrt. Am heutigen Tag wollten wir eigentlich die Wildhunde finden. Diese Tiere sind ständig in Bewegung und man benötigt viel Glück, um sie aufzustöbern. Wir haben unzählige Antilopenarten und viele andere Tiere gesehen und natürlich hat „KK“ auch wieder ein paar Löwen, Elefanten, Giraffen und Büffel gefunden (Nummer 4 der Big Five). Die Wildhunde waren leider wie vom Erdboden verschwunden. An diesem Tag erlebten wir die Geburt eines Impalas (kleine Antilopenart), ein außergewöhnliches Ereignis. Außerdem wurden wir Zeuge, wie Löwen über eine Entfernung von mehreren Kilometern miteinander kommunizierten. Zwei 8-jährige Löwen lagen ca. 3 Meter von unserem Jeep entfernt im Gras, als sie auf das Rufen/Brüllen einer Löwin, die Kilometer entfernt war, antworteten. Das Gebrüll ist ohrenbetäubend und ziemlich respekteinflößend.

Zurück in der Lodge feierten wir am Abend bei einem super Dinner und einem Geburtstagsständchen in Landessprache den Tag „X“ – welch ein schöner Tag.

Es ist zu erwähnen, dass man bei Dunkelheit nicht alleine durch die Camps laufen darf. Es ist immer ein Guide dabei, der einem vom Dinner zum Zimmer oder zurück begleitet. Dies dient der Sicherheit, da nichts eingezäunt ist und wilde Tiere quer durch die Camps laufen können. An diesem Abend stand auf unserem Weg ins Zimmer ein riesiger Elefantenbulle, der genüsslich das Gras fraß. Am Vortag war die Hyäne unterwegs.

Video Tuludi

Am darauffolgenden Morgen ging es dann mit dem Buschflieger für 2 Tage zur nächsten Lodge, dem Selinda Camp. Das Selinda Camp ist ein kleines, feines Camp an den Ufern des östlichen Selinda Spillway – einer Wasserstraße, die das Okavango Delta mit den Sümpfen, Flüssen und Auen des Linyanti und Kwando verbindet.  

Die Architektur des Camps ist von den Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer geprägt, welches sich auch in der beeindruckenden Ausstattung widerspiegelt. Das Camp bietet eine wundervolle Aussicht auf die umliegenden Sümpfe, Wasserwege und die weite Grassavanne, die hier und da mit Palmeninsel unterbrochen werden. Die Unterkünfte im Camp bestehen aus drei geräumigen, sehr komfortablen Zelten unter einem Strohdach inkl. einer große Veranda und einem privaten Pool.

Aktivitäten im Selinda Reservat umfassen sowohl Pirschfahrten am Tag und in der Nacht. In Selinda kann man normalerweise Giraffen, Paviane, Schabrackenschakale, Elefanten, Gnus, Geparden, Leoparden, Krokodile, Löwen, Wildhunde, Flusspferde, Honigdachse, Riedböcke, Pferde- und Rappenantilopen und unzählige Vogelarten sichten.

Unser Guide „Forster“ ist seit 2008 dabei und kennt sich bestens in dem 30.000 Hektar großem Gebiet aus. Gleich bei unserer ersten Nachmittagspirsch entdeckten wir ein Löwenrudel bestehend aus zwei Muttertieren und fünf halbwüchsigen Jungen. Die Landschaft ist anders als im Camp zuvor. Noch mehr Wasserflächen und irgendwie ein anders aussehendes riesiges Gebiet. Auch hier gibt es mit Ausnahme des Camps nur Tiere und keine Menschen.

Das Programm ist in allen Camps sehr ähnlich, morgens um 5 Uhr wecken und um 6 Uhr beginnt das Safariabenteuer. Am frühen Morgen hatten wir zum ersten Mal auf unserer Safari ein Rudel bestehend aus 10 Wildhunden entdeckt, die gerade auf der Jagd waren. Wildhunde sind sehr gut organisiert und haben bei der Jagd eine 90%ige Erfolgsquote, welche sehr hoch im Vergleich zu anderen Raubtieren ist. Die Wildhunde hatten nach ein paar Minuten der Jagd eine Impala-Antilope aufgespürt. Dann ging es auch sehr schnell und die Antilope hatte keine Chance mehr – nicht schön anzusehen aber auch das gehört dazu. Impalas gibt es reichlich im Delta, sie sind die Grundnahrungstiere für alle Raubkatzen neben Büffeln, Giraffen und anderen Antilopenarten. Das Wenige, was nach dem Fressen der Wildhunde vom Impala übrig blieb, holten sich eine Hyäne und ein Schakal.

Bei der Abendtour hatten wir das unsägliche Glück neben all den vielen Tieren eine Leopardenmutter mit ihren beiden 4 Wochen alten Jungen zu entdecken – ein mit Worten nur schwer zu beschreibendes Erlebnis. Das Dinner am Abend genossen wir bei Feuerschein und den Geräuschen der Natur.

Am darauffolgenden frühen Morgen hatte ich noch einmal die Chance, für eine Stunde im Delta mit der Fliegenrute auf Tigerfisch zu gehen. In der Zeit hatte ich vier Attacken und konnte 2 kleine Tigerfische zwischen all den Flusspferden fangen. Gerne hätte ich noch ein paar Stunden daran gehängt.

Video Selinda

Nach dem Frühstück ging es dann für die letzten beiden Tage weiter mit dem Buschflieger zum „andBeyond Xaranna Camp“. Auf der Fahrt zum Camp entdeckten wir neben vielen anderen Tieren einen ausgewachsenen Leoparden, der sich im Schatten eines Baumes in der Mittagshitze ausruhte.

Das andBeyond Xaranna Camp genießt luxuriöse Einsamkeit auf seiner eigenen Delta-Insel innerhalb einer 272.000 Hektar großen exklusiven Wildtierkonzession in unberührter Wildnis. Das Camp bietet atemberaubende Aussichten und das Beste, was der Okavango zu bieten hat. Auch dort leben außerhalb des Camps nur Tiere und keine Menschen mehr.

Die Unterkünfte bestehen aus zeitgenössischen Safarizelten und einem privaten Pool. Die Elefanten und auch Affen lieben es, bis an die Zelte und den Pool zu kommen und dort zu trinken. Gäste können zweimal täglich Pirschfahrten in offenen Safari-Fahrzeugen erleben. Begegnungen mit großen Büffelherden sind dabei keine Seltenheit.

Das Programm ist wieder ähnlich nur diesmal hatten wir 2 Guides (unseren Fahrer „Thuso“ und ein so genannter Späher „Paul“) mit auf unseren Touren. Die Landschaft ist auch wieder komplett anders. Diesmal fuhren wir durch große weitläufige Flächen mit unzähligen Tierherden. Hier haben wir die größte Büffelherde unserer Safariwoche gesehen.

Nach ca. einer Stunde fanden wir zwei männliche Löwen die in der Hitze chillten. Später hatten wir das große Glück ein Rudel von 20 Wildhunden zu finden. Kurz vor Dunkelheit begann die Jagd und wir folgten dem Rudel im Jeep im Vollspeed über Stock und Stein hinterher. Nichts für Gäste mit Bandscheibenproblemen – was für ein faszinierendes Spektakel. Auch diesmal waren die Hunde nach kurzer Zeit erfolgreich und ihre Beute hatte mal wieder keine Chance.

An unserem Letzten Tag sahen wir neben der breiten Palette an Wildtieren, im und auch außerhalb des Wassers, auch noch einen weiteren Leoparden und einige Löwen. Selbst ein morgendlicher Regenschauer konnte uns nichts anhaben. Wir zogen Regencapes mit Kapuze an und weiter ging es.

Es braucht eine Weile, um all die vielen Erlebnisse und Eindrücke verarbeiten zu können. Wir sahen die Natur und Wildnis in ihrer reinsten Form, unterschiedliche Landschaften mit riesigen Termitenhügeln, erlebten zauberhafte Sonnenuntergänge, ohne Krach, nur die Geräusche der Natur.

Es war eine mit Worten nur schwer zu beschreibende Zeit in der Wildnis des Okavango Deltas. Ein Abenteuer, welches man nur jedem Tier- und Naturverbundenen Menschen empfehlen kann.

Video Xaranna

Vielen Dank an unser Reisebüro „DSI Reisen“ https://www.dsi-reisen.de/ die für eine perfekte Organisation gesorgt hatten – eine Safari die auf ewig im Gedächtnis bleiben wird.

Tight lines

Stephan und Martina Kreupl im November 2023