Bolivien – Tsimane

Mit dem Heli auf Golden Dorado

In den 60er und 70er Jahren war der Bruder meines Vaters als Entwicklungshelfer in Bolivien und im Amazonasgebiet unterwegs. Er errichtete zum Beispiel in Cochabamba die erste Schule in den Anden und half im Flachland von Bolivien den Indianern mit Brunnenbau und Landwirtschaft. Als kleiner Junge war mein Onkel (Toni Kreupl) DER Abenteurer für mich und mein absoluter Held. Immer wollte ich so werden wie er… Es sollten 50 Jahre vergehen, bis ich dort hinkam, wo er damals noch mit dem Pferd die unendlichen Weiten des bolivianischen Dschungels durchquert hatte.

Mit dem Flieger ging es von Frankfurt via Bogota nach Santa Cruz. Unglücklicherweise wurden unsere Fliegenruten, die wir im Handgepäck mitführten, durch den kolumbianischen Sicherheitsdienst konfisziert – so ein Ärger. Wir hatten wirklich alles versucht, doch keine Chance dagegen anzukommen… am Ende wurden unsere 8 Ruten einbehalten und (so die offizielle Version) später „vernichtet“!!!!!

Zu unserem Glück bekamen wir für die Woche ein paar Ruten von unserer Lodge, so dass wir fischen konnten.

Das Programm mit dem Helikopter ist neu und absolut empfehlenswert. Wir fischten in Bereichen weit weg von menschlicher Zivilisation und in unberührter Natur.

Das Heliprogramm ist so ausgestaltet, dass pro Woche maximal 4 Angler daran teilnehmen können. Dieser Trip ist weltweit sehr begehrt und man hat lange Wartezeiten, um einen freien Platz zu bekommen. In meinem Fall sind kurzfristig 2 Plätze durch eine Stornierung freigeworden. In den Helikopter können inklusive Pilot 4 Personen platznehmen (Pilot, Guide und 2 Angler). Unseren Trip hat Helmut Zaderer organisiert. Er fischte mit seinem Kameramann Vaidas Uselis und mir wurde Alfredo de la Torre (USA) zugeordnet der sich gleich nach dem 1. Tag als Glückslos erwies. Alfredo und ich waren ein super Team.

In den ersten 3 Tagen war das Wetter stabil und wir hatten eine ausgezeichnete Fischerei. Wir fingen viele Fische in allen Größen, die sicherlich vorher noch keinen Kontakt mit Menschen hatten – absolute Wildnis und unbeschreiblich schön.

Am Nachmittag des dritten Tages zog eine Schlechtwetterfront auf und es regnete 2 Tage in Strömen. Zudem wurde es auch unangenehm kalt. Das Thermometer sank auf 13 Grad. Ihr könnt euch sicher vorstellen was das bedeutet, wenn man bei diesen Temperaturen den ganzen Tag nass ist… Kein wirklicher Spaß, die Fische störte es übrigens nicht.

Am letzten Tag wurde es wieder wärmer und wir hatten einen super Abschluss mit so einigen großen Fischen.

Es war eine wahnsinnige Zeit und ich bin sehr froh, den Trip gemacht zu haben. Wobei man an dieser Stelle erwähnen muss, dass ein solcher Trip nicht für jedermann geeignet ist. Man benötigt eine gute Physis und Ausdauer. Das Laufen durch unwegsames Gelände im Dschungel, mehrere hundert Meter schwimmen und das Überqueren von Stromschnellen mit glitschigen Steinen am Untergrund fordert einen doch sehr. Am Ende des Tages lagen wir alle gegen 21 Uhr völlig platt und ausgepowert in unseren Betten. Für die Statistiker unter euch hatte ich nach 6 Tagen ca. 65 Dorados, 7 Pacus und einige kleinere Fische auf der Liste stehen.

Vielen Dank an Helmut Zaderer (https://flyfish-adventures.com/) der den Trip organisiert hat – ein Abenteuer, das ich bestimmt nicht vergessen werde! Auf seinen Film können wir alle gespannt sein.

Tight lines

Stephan Kreupl im Oktober 2022